Im Rahmen der Segnung der Palliativstation am 22. März im Krankenhaus St. Josef Braunau gab eine interdisziplinäre Gesprächsrunde informative, spannende und auch sehr berührende Einblicke in die Palliativarbeit. Die Palliativabteilung am Braunauer Spital startete im Jahr 2005 mit drei Zimmern. Heute stehen sechs Zimmer zur Verfügung, fünf davon mit einem Zusatzbett für Angehörige.
Bei der Gesprächsrunde und der anschließenden Segnung, die der Pfarrer der Pfarre Braunau GR Mag. Gert Smetanig vornahm, mit dabei waren neben dem gesamten Team der Palliativstation und Führungskräften aus dem Krankenhaus auch Generalvikarin Sr. M. Teresa Hametner von den Franziskanerinnen Vöcklabruck, Msgr. Stefan Hofer, Pfarrvikar Kaplan Philipp Faschinger und Braunaus Bürgermeister Mag. Johannes Waidbacher.
Palliativarbeit ist Beziehungsarbeit mit Patienten und Angehörigen
„Palliativarbeit ist Beziehungsarbeit sowohl mit Patientinnen und Patienten als auch mit den Angehörigen“, betonte OA Dr. Helmut Ziereis, leitender Oberarzt auf der Palliativeinheit. „Oft bedeutet der Schritt auf die Palliativeinheit – wenn er erst mal gemacht ist – eine große Entlastung, Ruhe und Sicherheit für Familien. Ein besonderes Augenmerk wird bei Bedarf auf das Einbeziehen der Kinder und Jugendlichen in die jeweils aktuelle Situation gelegt. In der Palliativarbeit geht es nicht nur darum, körperliche Aspekte wahrzunehmen, sondern auch soziale, spirituelle und psychische Aspekte mit in die Begleitung einzubinden. Es geht darum, achtsam zu sein, hinzuhören, was jede einzelne Patientin und jeder einzelne Patient benötigt. Auf der Palliativeinheit wird nicht nur gestorben, sondern es geht vielmehr um das Leben, zu dem auch unsere Endlichkeit und Sterblichkeit gehört.“
Interdisziplinäres Team informierte über Palliativarbeit
Nach der Begrüßung der Ehrengäste durch Krankenhaus-Geschäftsführer Erwin Windischbauer, MAS, blickte Primar Dr. Florian Roitner, der selbst ein Jahr als Konsiliar-Palliativarzt im Haus tätig war, auf die Anfänge und die Entwicklung der Palliativarbeit in Braunau zurück. OA Dr. Helmut Ziereis stellte das interdisziplinäre Palliativ-Team vor und erklärte den Unterschied zwischen Palliative Care und kurativer Medizin. Pflegeexpertin DGKP Silvia Meingaßner führte aus, wie auf einer Palliativeinheit konkret gearbeitet wird. Was es für Patientinnen und Patienten und ihre Familien bedeutet, wenn man auf die Palliativeinheit wechselt, erläuterte Mag. Gudrun Pointner, Klinische Psychologin und Psychotherapeutin mit Schwerpunkt im Bereich Onkologie und Palliativ. Abschließend berichtete Mag. Martina Lainer, Seelsorgerin auf der Palliativeinheit, über die Arbeit der Seelsorge auf der Palliativstation.
„Bei euch ist es so schön, auch wenn es so schiach ist“
Besonders beeindruckten die zahlreichen Gäste die Schilderungen des Palliativteams zum Alltag auf der Station. Es gab bereits einige Hochzeiten auf der Palliativeinheit. Angehende Großeltern wollten unbedingt noch die Geburt des ersten Enkelkinds erleben. Zur Erinnerung wurden Familienfotos von einer Patientin mit ihrer Familie im Jägerstätterpark gemacht. Ein Angehöriger eines Patienten fasste zusammen: „Bei euch ist es so schön, auch wenn es so schiach ist, aber bei euch ist es schön.“
„Noch einen kleinen Schluck kaltes Bier“
Und es wird auch versucht, den einen oder anderen besonderen Wunsch zu erfüllen. Eine Patientin wollte noch Zeit mit ihrer Familie zuhause verbringen und durch ihre geliebte Au gefahren werden. Am Abend ging es wieder ins Krankenhaus und das Pflegepersonal nahm eine müde, aber strahlende Patientin in Empfang. „Das war der schönste Tag in diesem Jahr, den ihr mir ermöglicht habt. Niemals hätte ich geglaubt, dass ich noch einmal einen so schönen Spaziergang machen kann. Ich danke euch für alles und wenn ich jetzt zum Abschluss des Tages noch einen kleinen Schluck kaltes Bier bekommen könnte, wäre ich der glücklichste Mensch auf Erden!“